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  • Martin Oswald

Die wichtigste Botschaft, die ich meinen Studierenden mit auf den Weg gebe


Bild: St.Galler Tagblatt

“Wer von euch nutzt Snapchat?“, frage ich in die Runde. „Wer von euch hat PokemonGo gespielt?“ Zwei, drei Hände gehen in die Höhe, die Mehrheit der Studierenden verneint.


Sie alle haben einen Beruf in der Kommunikations- oder Medienbranche gemeinsam. Sie alle beschäftigen sich im Alltag damit, Leser und Kunden zu erreichen, Communities aufzubauen und Inhalte auf neuen Plattform zu verbreiten.


Der übliche Reflex auf meine Frage: „Ach, wozu brauche ich Snapchat? Diese Spielereien mit den lustigen Filtern sind doch nur was für Kinder!“ Warum frage ich die Studierenden nach Snapchat, PokémonGo? Beides sind in ihrer Form neuartige und kreative Anwendungen, die stilbildend weit über ihren Funktionsumfang hinaus auf die ganze Branche ausstrahlen.


Wer sich mit Medien oder der Mediennutzung beschäftigt, muss sich unweigerlich mit neuen innovativen Ansätzen und Produkten auseinandersetzen. Dabei ist vorerst komplett unwichtig, ob man sie für den eigenen Gebrauch als wertvoll erachtet oder nicht. Vielmehr geht es darum, die digitale Weiterentwicklung und die neuen Formen der Kommunikation zu verstehen und daraus den möglichen Einfluss auf die eigene oder berufliche Lebenswelt zu erkennen.


Darum mein einfacher Rat: Wenn immer so ein neues hippes Ding auf den Markt kommt und alle darüber reden; lade dir diese App runter, registriere dich für den Service, werde Abonnent:in, probiere es aus.


  • Mobiles Bezahlen mit Twint? Ausprobieren.

  • Taxifahren mit Uber? Ausprobieren.

  • News als Chatbot mit Resi? Ausprobieren.

  • Unterkunft suchen mit Airbnb? Ausprobieren.

  • (hier neusten Hype einfügen) Ausprobieren.

Nur wenn wir ausprobieren, können wir daraus lernen.


Kommen wir nach einer Woche zur Überzeugung, dass die Anwendung langweilig ist und keine neuen Erkenntnisse liefert, okay - einfach wieder löschen. Entscheidend aber ist die Neugier. In einer Zeit, in der Wandel die einzige Konstante ist, wird diese Eigenschaft überlebenswichtig.


Neugier als Schlüssel zum Erfolg

Dieses Mind-Set, Neues ausprobieren zu wollen und aus Erfahrungen zu lernen ist auch entscheidend für die Lancierung von neuen Produkten.


Nicht alles was ausprobiert wurde, hat funktioniert — aber alles was funktioniert, wurde irgendwann ausprobiert.

Kein Wunder, findet sich dieses Denkmuster in vielen modernen Entwicklungs-Methoden. So zum Beispiel beim Design Thinking, bei Lean Innovation oder als Fundament von Agilität. Ideen werden nicht länglich geplant, sondern möglichst schnell als einfacher Prototyp mit dem User/Kunden getestet. So verliert man wenig Geld und Zeit.


„Das wird nicht funktionieren.“

In meinem Unterricht erstellen die Studierenden jeweils Konzepte für Social-Media-Vorhaben. In Arbeitsgruppen sollen möglichst kreative Ideen entwickelt werden.


Erstaunlich dabei; die 08/15-Ideen erzielen am meisten Konsens. Frische Ansätze oder mutigere Experimente sind die Ausnahme. So schlug ein Student neulich vor, an einer Fachhochschule für die Neuen einen Whatsapp-Broadcast-Channel einzurichten um Tipps und Informationen zu verschicken und so die Arbeit des Sekretariats zu vereinfachen. Als Feedback bekam er zu hören: „Das wird nicht funktionieren.“ Doch wie wollen wir das wissen, solange wir es nicht probiert haben?


Alles was funktioniert, wurde irgendwann ausprobiert.


Darum nichts wie los: Department aussuchen, Sekretariat briefen, Antworten auf häufige Fragen vorbereiten, Werbung machen, starten!


Wenn es nicht funktioniert, haben wir etwas gelernt. Und wenn wir die Nutzer um Feedback bitten, haben wir sogar die Chance, diesen Service Schritt für Schritt besser zu machen, oder auf andere Kanäle auszuweichen


Tipp: Mit diesem Strategie-Canvas gelingt der Start zum Experiment einfacher.


Der Snapchat-Effekt (update 2022: Der TikTok-Effekt)

Wer Snapchat ausprobiert wird feststellen, dass sich hier eine völlig neue Form des Storytelling und der Kommunikation entwickelt hat. Mit Folgen für Marken und Medien, die mit jüngeren Zielgruppen kommunizieren wollen. Wer Snapchat selber verstehen will, dem seien folgende Schritte empfohlen:


  • Schritt 1: Anschauen, was andere machen

  • Schritt 2: Selber machen, verschiedene Ansätze ausprobieren und Erfahrungen sammeln

Da bei uns Erwachsenen die Skepsis mitunter stärker ist als die Neugier, versuche ich mich persönlich stets zu zwingen, die neuen Tools nicht nur anzuschauen, sondern sie auch selber auszuprobieren. Chancen und Möglichkeiten zeigen sich erst bei diesem zweiten Schritt.


Der Lehrer-Moment

Es ist dieser eine Moment, wo ich mir beim Dozieren wie ein altkluger Lehrer vorkomme: “Wenn ihr in der Medien- oder Kommunikationswelt arbeitet, müsst ihr diese Tools einfach ausprobieren.” Schön zu erleben, dass bereits in der Pause neue Apps heruntergeladen und ausprobiert werden.

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